Einleitung

Wenn man mit der Ameisenhaltung anfangen will, fragt man sich natürlich,  welche Grundausstattung erforderlich ist, damit sich die kleinen Krabbler wohl fühlen.  Es gibt sehr viele Möglichkeiten, mit welcher Ausrüstung man anfangen kann. Ich will hier einige Anregungen geben, wie man kostengünstig mit dem Hobby anfangen kann.

Formikarium

Ein spartanisch eingerichtetes Formikarium: Nest mit hochmoderner Klorollenabdeckung und ein PET-Verschluss als Futternapf für Zuckerwasser. Als Bodengrund wurde Spielsand verwendet und die Arena ist eine luftdicht verschließbare Gefrierbox für um die 3 €. 

Was ist das überhaupt?

Das Formikarium (vom lateinischen formica, was Ameise bedeutet) ist die Anlage, in der die Ameisen leben.  Es besteht aus:

  • Arena (oder engl. Outworld)
  • Nest (intern oder extern)
  • Evtl. Schläuche oder Röhren zur Verbindung des externen Nests mit der Arena
  • sonstiges (Wassertränke, Futternäpfe, Heizmatte, Beleuchtung usw.)

Es ist letztlich eine besondere Form des Terrariums, das speziell für die Haltung von Ameisen gedacht ist.

Arena

Am Anfang eher klein

Die Arena ist der Ort, wo sich die Ameisen aufhalten, wenn sie ihr Nest verlassen, um auf Nahrungssuche zu gehen. Viele Anfänger machen den Fehler, dass sie ihre kleine Kolonie in eine riesige Arena setzen. Natürlich kann man argumentieren, dass die Ameisen in der freien Natur ja auch eine gigantische Arena zur Verfügung haben, die sie zur Nahrungssuche nutzen. Doch auch in der freien Natur nutzen Ameisen am Anfang nur einen geringen Bereich um ihr Nest zur Nahrungssuche. Wenn man die Arena am Anfang zu groß wählt, kann es schnell passieren, dass die Tiere (ungewollt) aus ihrem Nest ausziehen und sich irgendwo eingraben, wo man die Kolonie dann kaum noch sieht. Auch verliert man schnell den Überblick über furagierende Ameisen. Man fragt sich schnell, ob evtl. eine der kostbaren neuen Arbeiterinnen eines Unfalltodes gestorben ist, oder ob sie sich nur irgendwo versteckt.

Daher empfehle ich am Anfang eine recht kleine Arena zu verwenden. Bereits eine kleine Plastikbox ist geeignet, um eine kleine Kolonie mit dem nötigen Futter zu versorgen. Später kann man dann immer noch die Kolonie in die endgültige Arena übersiedeln.

Bodengrund

Ameisen stellen übrigens keine großen Anforderungen an die Arena. Die meisten Arten benötigen weder Bepflanzung oder sonstige Deko und es hat sich bei vielen Arten bewährt, die Arena trocken zu lassen. Aber natürlich kann den Ameisen ihre Arbeit etwas leichter machen, indem man ein paar Dinge bei der Wahl des Bodengrundes beachtet. Der Bodengrund sollte für die Ameisen griffig genug sein, damit sie problemlos Futtertiere abtransportieren können, ohne dass ihre Beine „durchdrehen“.

Ich verwende mittlerweile fast nur noch einfachen Spielsand. Dieser ist relativ grob und ist somit recht gut für die meisten Ameisen geeignet. Zu feiner Sand sollte nicht verwendet werden, da die Tiere mit Ladung im Schlepptau kaum vorwärtskommen werden. Allerdings kann man jeden Sand sehr griffig machen, in dem man diesen (trocken!) mit Lehmpulver mischt, in die Arena streut und anschließend befeuchtet. Nach dem Trocknen ist der Bodengrund je nach Mischverhältnis sehr hart und die Ameisen können prima darauf laufen. Allerdings muss man aufpassen, dass einem das Reagenzglas nicht davon kullert. Daher sollte man am besten im noch feuchten Zustand eine kleine Mulde für das Reagenzglasnest reindrücken. Als Mischverhältnis für einen nicht grabfähigen Bodengrund eignen sich (1:3 – 1:1 Lehm/Sand). Soll der Bodengrund grabfähig sein, sollte man weniger Lehm verwenden z. B. 1:5 (Lehm/Sand).

Vogelsand sollte nicht verwendet werden, da dieser Zusatzstoffe enthält, die gegen Parasiten wirken. Zwar sind mir keine Fälle bekannt, bei denen Ameisen gestorben sind, aber man muss es ja nicht unbedingt darauf anlegen. Auch ist der Sand zu fein.

Viele raten von Blumenerde ab, da sie Dünger enthält. Ich habe schon mehrmals solche Erde aus dem Baumarkt verwendet und bis jetzt konnte ich keine schädlichen Auswirkungen feststellen. Allerdings schimmelt diese sehr nährstoffreiche Erde extrem schnell, was sehr unschön aussieht…

Natürlich kann man auch Bodengrund von draußen verwenden, wenn dieser die bereits genannten Kriterien erfüllt. Beim Thema, ob man die Erde vorher in den Backofen tun sollte, um mögliche Parasiten abzutöten, scheiden sich die Geister. Die einen raten jedem dazu, die anderen machen es seit Jahren nicht. Zu letzterer Gruppe zähle ich mich auch. Obwohl ich schon oft Komposterde aus dem Garten mit allen möglichen Kleintieren (inklusive diverser Milbenarten) direkt verwendet habe, hatte ich noch nie Todesfälle durch Parasiten.

Bei der Wahl sollte man auch die Farbe der Ameisen mit einbeziehen. Dunkle Ameisen auf schwarzer Erde erkennt man weniger gut, ebenso wenig wie gelbe Ameisen auf Sand.

Nest

Um das Nest muss man sich in den meisten Fällen am Anfang keine Sorgen machen, denn die meisten Händler versenden die Kolonien in Reagenzglasnestern. Wenn man sich eine kleine Kolonie (20 – 50 Arbeiterinnen) besorgt, hält so ein Nest auch locker einige Monate. Man kann so ein Nest auch sehr leicht selber bauen. Beim Nest gilt dasselbe wie bei der Arena. Lieber am Anfang die Anlage möglichst klein halten, also nicht sofort die riesen Ameisenfarm anschließen. Am Ende verbuddeln sie sich und man sieht wieder Wochen oder Monate kaum noch die Ameisen…

Schläuche / Röhren

Meiner Meinung nach am Anfang nicht nötig, da das Reagenzglasnest in der kleinen Arena liegt.

Sonstiges Zubehör

Ein kleines Dosierfläschchen zum Mischen von Zuckerwasser ist sehr wichtig, alternativ kann man das Zuckerwasser auch in einer Flasche oder sonstigen Behälter mischen und mit einer Spritze kleine Tropfen den Ameisen anbieten.

Als Näpfe kann man Kronkorken und sonstige Flaschenverschlüsse verwenden. Wer es schöner haben will, der kann Uhrmacher Gläser, kleine Petrischalen, transparente Gleitschalen oder sonstiges verwenden, was der Baumarkt hergibt.

Eine Wassertränke ist bei Ameisen, die im Reagenzglasnest wohnen, nicht unbedingt nötig. Ich konnte jedenfalls kaum Ameisen dort beobachten, solange noch genügend Wasser im Tank war, denn die Ameisen nehmen das benötigte Wasser direkt von der Watte im Nest auf und natürlich auch über das Zuckerwasser. Später dann bei größeren Kolonien oder bei Arten, die in trockenen Nestern leben, ist eine Tränke Pflicht!

Falls man eine gut verschließbare Box als Arena verwendet, ist auch Ausbruchsschutz am Anfang nicht nötig. Die Ameisen neigen in der ersten Zeit eh kaum dazu glatte Wände hoch zu laufen und es kommen einen auch nicht hunderte Tiere entgegen, wenn man den Deckel entfernt. Aber es kann auch nichts schaden, wenn man gleich am Anfang das Auftragen übt. Ob man Talkum oder Paraffinöl verwendet, muss man selber entscheiden, mittlerweile verwende ich bei größeren Arten Talkum, bei kleineren eher Paraffinöl. Paraffinöl verliert allerdings bei Boxen aus weichem Plastik schnell die Wirkung ist eher auf Glas zu empfehlen.

Wenn man sich für eine Ameisenart aus den (Sub-) Tropen entschieden hat, ist eine Wärmequelle empfehlenswert, damit die Tiere nicht zu inaktiv sind und sich zügig entwickeln. Dabei gilt: Lieber weniger als zu viel. Viele Halter unterschätzen vor allem Heizmatten, denn die werden nur sehr langsam warm, wenn man sie offen irgendwo hinlegt. Schiebt man sie aber unter die Arena, wo die Hitze nicht an die kühle Luft abgegeben werden kann, können sie sich schnell aufheizen und Temperaturen erreichen, die den Ameisen schaden können. Daher immer nur einen Teil der Arena/Nests beheizen, damit die Ameisen immer Ausweichmöglichkeiten haben.

Außer man beheizt die Arena bzw. das Nest mit einer Glühlampe, ist extra Beleuchtung nicht notwendig. Vor allem sind keine teuren UV-Lampen nötig, da Ameisen keine Haut haben und somit auch keine UV-Strahlung für die Vitamin D Produktion benötigen (aus dem Grund verwendet man die ja bei Reptilien…)

Startersets

Viele Shops bieten mittlerweile Startersets an, die alles, von der Arena über das Nest, bis zu den Futternäpfen enthalten. Ich habe absolut nichts gegen solche Sets. Vor allem Leute, die wenig Zeit haben oder keine Lust haben sich das ganze Zubehör selbst zusammenzusuchen und gleich relativ schöne Becken haben möchten (Glas schaut eben doch besser aus als eine Plastikbox), können mit den Sets nichts falsch machen. Nur wie man bereits gesehen hat, ist ein solches Set am Anfang eigentlich nicht nötig, bzw. man braucht nicht alles draus, daher kann man sich auch immer noch für den Kauf eines solchen Sets entscheiden, wenn die Kolonie größer ist.

Auch hier gilt: Gekauftes ist teurer als selbst gemachtes. Natürlich wollen die Shops auch etwas verdienen (und das sollen sie auch). Nur vom Hobby der Ameisenhaltung sollte man sich nicht deshalb abschrecken lassen, weil manche Startersets mehrere hundert Euro kosten. Mit einigen Abstrichen bei der Optik, kann man mit der Ameisenhaltung locker unter 50 € starten (inklusive Ameisen).

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