Sozialparasitäre Lasius Königinnen

Da ich heute besonders viele parasitäre Lasius Königinnen im Garten gesehen habe, dachte ich, dass ich doch einmal etwas über diese besonderen Ameisen schreiben könnte.

Sozialparasitäre Lasius-Arten findet man in zwei Untergattungen innerhalb der Gattung Lasius:

  • Chthonolasius
  • Dendrolasius

Chthonolasius

Arten

Zu dieser Untergattung zählen die folgenden einheimischen Arten:

  • Lasius meridionalis
  • Lasius mixtus
  • Lasius sabularum
  • Lasius umbratus (Gelbe Schattenameise)

Koloniegründung

Die Ameisen benötigen zur Koloniegründung eine Wirtskolonie. Kolonien der folgenden einheimischen Arten kommen für die Gründung in Frage:

  • Lasius niger
  • Lasius brunneus
  • Lasius platythorax

Damit die Königin nicht sofort beim Versuch des Eindringens in eine Wirtskolonie getötet wird, muss sie den Kolonieduft der Wirtskolonie annehmen. Zu diesem Zweck tötet sie eine Arbeiterin der Wirtskolonie und trägt diese noch lange zwischen den Mandibeln mit sich herum.

Sozialparasitäre Lasius (Chthonolasius)  Königin trägt eine getötete Lasius cf. niger Arbeiterin zwischen den Mandibeln.
Sozialparasitäre Lasius (Chthonolasius) Königin trägt eine getötete Lasius cf. niger Arbeiterin zwischen den Mandibeln.

Anschließend versucht sie die Wirtskolonie zu infiltrieren. Wenn das gelingt, wird sie von den Arbeiterinnen bevorzugt gefüttert und beginnt etwa zwei Wochen später mit der Eiablage. Die Gyne der Wirtsameisen wird entweder von der sozialparasitären Königin getötet oder von den eigenen Arbeiterinnen so stark vernachlässigt, dass sie von selbst stirbt.

Dendrolasius

Arten

Lasius fuliginosus Königin
Lasius fuliginosus Königin

Die einzige Art, welche zur Untergattung Dendrolasius gehört, ist Lasius fuliginosus (Glänzendschwarze Holzameise).

Koloniegründung

Diese Ameisen benötigen zur Koloniegründung ebenfalls eine Wirtskolonie. Das Besondere ist, dass die Wirtskolonie zur Untergattung Chthonolasius (siehe oben) gehören muss. Sie gründen also sozialparasitär bei anderen sozialparasitären Lasius-Arten. Daher nennt man sie auch soziale Hyperparasiten.

Erschwerend kommt noch hinzu, dass die Wirtskolonie weisellos sein muss, sie darf also keine Königin mehr besitzen.

Ist eine passende Kolonie gefunden, dringen oft mehrere Lasius fuliginosus Königinnen in das Nest ein. So entstehen oft oligogyne oder polygyne Kolonien.

Gründung in der Haltung

Während die Gründung von sozialparasitären Formica-Arten sehr leicht mittels Zugabe von Puppen der Sklavenameisen geschehen kann, funktioniert dies leider nicht bei sozialparasitären Lasius-Arten. Im Gegensatz zu den sozialparasitären Formica-Arten können die sozialparasitären Lasius-Arten nicht beim Öffnen der Puppen helfen.

Daher benötigen sie auf jeden Fall auch Arbeiterinnen, damit die Gründung erfolgreich sein kann.

Am besten geeignet für die Gründung wären weisellose Kolonien der jeweiligen Wirtsameisen. Da es recht schwierig ist weisellose Chthonolasius-Kolonien aufzutreiben, hat man auch probiert Lasius fuliginosus bei weisellosen Lasius niger Kolonien gründen zu lassen. Dies ist auch schon mehrfach gelungen, allerdings kann ein solcher Gründungsversuch auch leicht fehlschlagen.

Die Gründung ist generell also sehr schwierig und wenn man nicht genau weiß, auf was man sich einlässt, sollte man sozialparasitäre Lasius-Arten am besten wieder am Fundort freilassen.

Quellen

„Die Ameisen Mittel- und Nordeuropas“ von Bernhard Seifert

 

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