Wie evtl. der ein oder andere mitbekommen hat, war die Königin meiner Pheidole flaveria Kolonie aller wahrscheinlich nach nicht begattet. Ich bekam auch Ersatz nach Rückfrage, trotzdem will ich das Thema hier noch einmal etwas allgemeiner ansprechen, da ich finde, dass die Händler dort einige Dinge besser machen können.
Zunächst muss man ja mal klären, wie überhaupt polygyne Arten gesammelt werden und anschließend in den Verkauf gelangen. Dazu gibt es einen Screenshot aus Facebook, der zeigt, wie eine große Kolonie Polyrhachis dives gesammelt wurde:
Und was passiert dann mit dieser riesigen Kolonie?
Sie wird in viele kleinere aufgeteilt (das hat mir auch der Sammler bestätigt).
Und wie macht man das?
Man nimmt eine oder mehrere der Königinnen ohne Flügel und setzt sie mit einigen Arbeiterinnen in ein eigenes Reagenzglas. Und genau hier beginnt das Problem. Denn woher weiß der Sammler, dass die Königinnen begatte sind? Dass eine Königin ihre Flügel abgelegt hat, ist zwar ein Indiz, aber es ist noch lange nicht sicher, dass die Königin begattet ist. Ich halte z. B. selber eine Polyrhachis dives Kolonie, welche ich mit einer Königin bekam. Mittlerweile sind in der Kolonie viele Königinnen vorhanden, welche ihre Flügel abgelegt haben.
Als ich mehrere zusammen mit Arbeiterinnen in separate Reagenzgläser setzte, legte keine einzige von ihnen Eier. Nach mehr als zwei Monaten starben sie dann (trotz Nahrungsversorgung).
Wie kann man sicher feststellen, ob eine Königin begattet ist? Da gibt es nur zwei Möglichkeiten:
- Man schneidet sie auf und sieht nach, ob Spermien gespeichert sind (Kann nur von einem Experten durchgeführt werden und der Verkauf ist danach nicht mehr möglich, weil die Gyne tot ist.)
- Man hält sie so lange, bis sie Eier legt und sich aus diesen Eiern Arbeiterinnen entwickeln. Da sich diese nur aus befruchteten Eiern entwickeln, ist die Gyne dann auch begattet.
Und genau da kommt jetzt mein Kritikpunkt an unsere Ameisenhändler. Leider werden die Kolonien viel zu schnell in den Shops angeboten. Es wird nur kontrolliert, ob Milben oder andere Krankheiten erkennbar sind, aber es werden die Kolonien oft nicht so lange gehalten, dass man erkennt, ob sie wirklich begattet sind, oder nicht.
Der leidtragende ist dann oft der Kunde, weil er eine unbegattete Königin bekommt. Und wenn ich dann auch noch höre, dass man eigentlich nur Geld zurückgibt, wenn innerhalb des ersten Monats festgestellt wurde, dass die Königin unbegattet ist, dann finde ich das schon etwas schwach (Und verstößt meiner Meinung nach auch gegen Deutsches Recht, da man 2 Jahre Gewährleistung hat und der Verbraucher innerhalb der ersten 6 Monate nicht einmal beweisen muss, dass der Mangel bei Gefahrenübergang vorlag) .
Vor allem wird angenommen, dass eine unbegattete Königin immer Eier legt und sich so Männchen bilden, was aber eben oft auch nicht der Fall sein kann.
Also liebe Ameisenhändler, die sich angesprochen fühlen, überdenkt bitte eure Praktiken in der Beziehung. Haltet insbesondere Kolonien polygyner Arten selber lange genug, um sicherzustellen, dass nur begattete Königinnen verkauft werden. Langfristig kann es doch nur euer Ziel sein, dass die Kunden sich nicht darüber aufregen, dass sie unbegattete Gynen bekommen.
1 Gedanke zu „Unbegattete Königinnen bei Kolonien polygyner Arten“