open access heißt freier Zugang zu Wissenschaflicher Literatur
open access: freier Zugang zu Wissenschaftlicher Literatur; Leider ist dies häufig noch nicht der Fall.

Wer im Internet nach wissenschaftlichen Veröffentlichungen sucht, der wird schnell feststellen, dass nur sehr wenige Artikel kostenlos zur Verfügung gestellt werden. Oft verlangen Verlage wie der Springer Fachverlag sehr hohe Preise, z. B. wird für den Zugriff auf den Artikel „Social organization, reproductive behavior and ecology of Leptothorax acervorum (Hymenoptera, Formicidae) from the Sierra de Albarracin in central Spain“ 34,95 € verlangt. Das entspricht einem Seitenpreis von etwa 4,37 € (Der ganze Artikel umfasst lediglich 8 Seiten).

Aber warum ist das ganze überhaupt ein Problem? Schließlich erhält man ja auch keinen kostenlosen Zugang zu Büchern wie Harry Potter usw. Das Problem liegt darin, dass die Forschung an Deutschen Universitäten hauptsächlich durch Steuergelder finanziert wird. So bezahlt der Steuerzahler beispielsweise:

  • die Besoldungen der Professoren, die Forschung betreiben (welche nicht gerade gering ist),
  • Gehälter von Mitarbeiter,
  • Räume,
  • Geräte,
  • teilweise Dienstreisen
  • usw.

Ist die Forschung abgeschlossen, werden leider meistens die Ergebnisse in Zeitschriften veröffentlicht, die keinen kostenfreien Zugang zu diesen Arbeiten erlauben. Es muss also gezahlt werden, damit man Zugriff erlangen kann.

Aber, was ist denn mit den Universitätsbibliotheken, da kann doch schließlich jeder rein und sich die Artikel kostenlos durchlesen? Dieses Argument muss ich leider öfters in den Foren lesen. Haben sich die Leute schon einmal überlegt, was die Universitätsbibliothek tun muss, um Zugriff zu erhalten? Sie müssen die Zeitschriften abonnieren und das sind nicht unerhebliche Kosten, die auch noch regelmäßig erhöht werden.

Also zahlt die Allgemeinheit doppelt:

  • Sie bezahlt die Forschung.
  • Sie bezahlt den Zugriff auf die Forschungsergebnisse.

Ein Zustand, der meiner Meinung nach ein Unding ist. Gegen einige Verlage und deren Praxis gab es bereits Widerstand.

Letztlich sind auch die Wissenschaftler selbst diejenigen, welche entscheiden, wie ihre Arbeiten veröffentlicht werden, sie sind ja schließlich die Urheber der Texte. Sie sollten sich also überlegen, ob sie ihre Forschungsarbeit (für die der Steuerzahler größtenteils gezahlt hat) in Zeitschriften veröffentlichen, für deren Zugriff der Steuerzahler letztlich noch einmal bezahlt, oder ob sie freie Zeitschriften wählen, die ihre Inhalte der Allgemeinheit kostenlos zur Verfügung stellen.

Es ist auch letztlich ein Henne/Ei Problem. Derzeit veröffentlichen viele Wissenschaftler ihre Arbeiten in den etablierten Zeitschriften, da sie so eine sehr große Leserschaft erreichen wollen. Je mehr Wissenschaftler in open access Journals veröffentlichen, desto angesehener wird das entsprechende Journal auch werden und könnte so mit den proprietären Journals der etablierten Verlage konkurrieren.

Wie es anders gehen kann, zeigt z. B. The Royal Society Open Publishing, dort können alle veröffentlichten Arbeiten kostenlos angesehen werden, sie stehen sogar unter einer Creative Commons Lizenz.

Update: Wie Netzpolitik berichtet plant Österreich bis 2025 die vollständige Umstellung auf open access:

Bis 2025 ist die gesamte wissenschaftliche Publikationstätigkeit in Österreich auf Open Access umgestellt. Das bedeutet, dass alle wissenschaftlichen Publikationen, die aus Unterstützungen mit öffentlichen Mitteln hervorgegangen sind, ohne Zeitverzögerung und in der finalen Version im Internet frei zugänglich sind (Gold Open Access). Die notwendigen Mittel werden den AutorInnen zur Verfügung gestellt oder die Kosten der Publikationsorgane werden direkt von den Wissenschaftsorganisationen getragen.

Da ist uns Österreich ja einen Schritt voraus, hoffentlich beschließt Deutschland bald ebenfalls eine solche Umstellung.

Update 2:

Ich finde es ja immer lustig, wie Herr Buschinger Hinweise und Anmerkungen in anderen Beiträgen versteckt, aber wenn man seine Beiträge genau liest, findet man sie trotzdem. Leider vergleicht Herr Buschinger wieder einmal Äpfel mit Birnen:

Für Empörfreudige allerdings: Der Eintritt für Erwachsene (Museum inkl. Sonderausstellung) beträgt stolze € 10,- Und das, obwohl das Museum aus Steuergeldern finanziert wird!

Denn die 10 € fließen letztlich an ein staatlich finanziertes Museum. So werden die Kosten zum Teil durch Eintrittsgelder gedeckt, der restliche Teil wird durch Steuergelder finanziert. Somit sorgt der Eintrittspreis dafür, dass die Allgemeinheit mittels Steuergeldern weniger für den Betrieb des Museums zahlen muss.

Aber ist das bei den Zahlungen an die Verlage auch der Fall? Nein natürlich nicht, denn die kommen lediglich privaten Firmen zu gute. Sie zahlen von ihren Einnahmen nichts direkt (nur wieder über Steuern, allerdings ist das nur ein Anteil von ihrem Gewinn) an den Staat zurück, der ja die Forschung bezahlt hat.

Ein Gedanke zu “Wissenschaftliche Publikationen: Warum die Allgemeinheit oft doppelt bezahlt

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