Lasst euch nicht hinters Licht führen

Herr Buschinger fragt in einem Beitrag im Ameisenportal:

Warum nur lassen sich so viele normal-vernünftige Menschen derart leicht hinters Licht führen???

In dem Beitrag geht es um Kritik an einer wissenschaftlichen Untersuchung bzgl. der Schädlichkeit von Natron für Ameisen.

Meiner Meinung nach liegt das vor allem an zwei Gründen.

  1. Die Leute lassen sich leicht von Arbeiten beeindrucken, die irgendwo wissenschaftlich publiziert wurden
  2. Die Leute lassen sich von Personen mit Dr. oder Professor im Namen beeindrucken

Und eigentlich sollte doch Herr Buschinger selber wissen, wie leicht man normal-vernünftige Menschen hinters Licht führen kann. Schließlich tut er das ja schon seit Jahren und bedient sich genau den zwei genannten Hilfsmitteln (wobei der 2. Punkt bei ihm viel häufiger ist).

Wenn man sich z. B. seine Arbeit über die Gefahr durch den Ameisenhandel durchliest, dann kann man seine Argumentation wie folgt zusammenfassen:

  • Es gibt invasive Ameisenarten
  • Ameisen werden neuerdings gehandelt
  • Es besteht eine Chance, dass die gehandelten Ameisen invasiv werden können

Dann kommt er zu dem Schluss, dass die Gefahr so groß sei, dass man den Handel verbieten solle.

Nur, was fehlt bei dem Ganzen? Ja richtig die Datengrundlage. Er kann z. B. keinerlei Statistiken liefern, welche zeigen, wie groß die Gefahr in etwa ist. Er weiß also selbst nicht, wie hoch oder gering die Gefahr ist. Trotzdem empfiehlt er am Ende, dass man den Handel verbieten solle (Bauchgefühl?). Und solch eine Arbeit, die auf keinerlei Datengrundlage (außer der Tatsache, dass es invasive Ameisen gibt) wird anscheinend veröffentlicht. Er persönlich hält den Ameisenhandel für so gefährlich, dass man ihn verbieten sollte, aber er kann nicht ausreichend begründen, warum man das tun sollte.

Zu sagen, dass eine grundsätzliche Chance besteht, dass eine Art invasiv werden könnte, genügt nicht, damit man etwas verbieten kann. Sonst müsste man fast alles verbieten, inklusive die gefährlichen Rollbretter:

Mit dem selben Aufbau kann man bei fast allem für ein Verbot argumentieren:

  • Es gibt Brände durch umgekippte Kerzen
  • Bei diesen Bränden werden Menschen verletzte bzw. sterben sogar
  • Es besteht also die Chance, dass durch eine Kerze schwere Unfälle verursacht werden

Also: Regierungen dieser Welt, verbietet Kerzen, sie sind zu gefährlich. Oder ersetzt doch mal gedanklich in Buschingers Arbeit Ameisen durch Pflanzen. Also: Verbietet den Handel mit exotischen Pflanzen.
Wenn man Kritik übt, zieht Herr Buschinger vor allem den Expertenjoker. Alle anderen haben ja keine Ahnung, weil sie ja keine Experten sind, er ist der Myrmekologe, er hat also Recht. Er argumentiert also nicht mit Belegen, sondern mit seiner Person und genau das ist sehr gefährlich und nicht wissenschaftlich, denn in der Wissenschaft sollten nur Belege zählen, keine bekannten Namen.

Da er aber leider seit Jahren meine zwei oben genannten Punkte ausnutzt, um selber die Leute hinters Licht zu führen, dürfte er wohl auch ein Teil des Problems sein, warum die Leute mittlerweile alles, was irgendwo wissenschaftlich publiziert wurde, glauben.

Aber das Problem ist nicht nur auf die Welt der Ameisenhaltung beschränkt, sondern man findet es auch bei wichtigeren Themen, wie dem Klimawandel und der Antibiotikaresistenz. Die Zeit warnte in einem Artikel, dass die Forscher, die vor der Antibiotikaresistenz warnen, nicht den selben Fehler machen sollen, wie die Klimaforscher.  Klimaforscher hatten in ihrem 2007 erschienenen Bericht gesagt, dass die Gletscher des Himalaja bis 2035 höchst wahrscheinlich geschmolzen sein werden. 2010 räumten sie dann den Fehler ein, was dazu geführt hat, dass die Glaubwürdigkeit der ganzen Klimaforschung auf dem Spiel stand. Die Zeit fürchtet nun, dass durch übertriebene Schreckensszenarien bei der Antibiotikaresistenz die Glaubwürdigkeit ebenfalls auf dem Spiel steht. Z. B. warnen sie vor Studien, die auf lückenhaften Daten beruhen:

Tatsächlich zeigt die Studie und die Berichterstattung darüber, wie sich Forscher und Medien inzwischen im Ausmalen von Schreckensszenarien überbieten. Wissenschaftler stellen teils Behauptungen auf, die auf lückenhaften Daten beruhen. Und Journalisten berichten teils darüber, ohne die Methoden zu hinterfragen, und schlimmstenfalls auch noch so, dass es möglichst dramatisch klingt.

Daher mein Appel an alle Leute:

  • Hinterfragt grundsätzlich alles. Auch das, was ich sage.
  • Bildet euch selber eine Meinung
  • Fragt euch: Welche Argumente werden genannt und nicht, wer hat das gesagt
  • Blendet Doktor- und Professorentitel aus, sonst beeinflusst das nur euer Urteilsvermögen

Wenn man das befolgt, wird einem eher ein Licht aufgehen, als dass man hinter dieses geführt wird.

 

 

 

 

 

 

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