Trophallaxis: Das faszinierende Teilen in der Insektenwelt

Zwei Camponotus nicobarensis Arbeiterinnen bei der Trophallaxis
Zwei Camponotus nicobarensis Arbeiterinnen bei der Trophallaxis. Die prall gefüllten Gaster zeigen, dass die Ameisen gut genährt sind.

Hast Du Dich jemals gefragt, wie Ameisen oder Bienen ihre Nahrung in der Kolonie verteilen? Heute tauchen wir ein in die erstaunliche Welt der Trophallaxis – ein Verhalten, das Dir zeigt, wie sozial und organisiert Insekten wirklich sind!

Was ist Trophallaxis?

Trophallaxis klingt kompliziert, ist aber eigentlich ganz einfach: Es ist der direkte Austausch von Nahrung oder Flüssigkeiten zwischen Tieren, meist von Mund zu Mund. Stell Dir vor, Du würdest Dein Essen direkt mit Deinen Freunden teilen – nicht vom Teller, sondern direkt aus Deinem Mund! Genau das machen viele Insekten [1].

Wie funktioniert es?

Zwei Pheidole spathifera Arbeiterinnen bei der Weitergabe von Nahrung (Trophallaxis). Man erkennt hier auch die Größenunterschiede zwischen Minor- und Majorarbeiterinnen.

Wenn Du eine Ameisenkolonie beobachtest, kannst Du Trophallaxis in Aktion sehen:

  1. Eine Ameise, die Nahrung gesammelt hat, trifft auf eine hungrige Kollegin.
  2. Die Sammlerin würgt einen Teil ihrer Mahlzeit hoch (keine Sorge, das ist für Insekten völlig normal!).
  3. Die hungrige Ameise nimmt die Nahrung direkt vom Mund der anderen auf.

Dieses Verhalten findest Du nicht nur bei Ameisen, sondern auch bei Bienen, Wespen und Termiten [2].

Warum ist Trophallaxis so wichtig?

Trophallaxis ist viel mehr als nur Nahrungsaustausch. Es ist wie ein soziales Netzwerk für Insekten:

  • Es verteilt Nahrung effizient in der ganzen Kolonie.
  • Es hilft bei der Kommunikation durch den Austausch von Pheromonen [3].
  • Es stärkt die sozialen Bindungen in der Gemeinschaft.

Stell Dir vor, Du könntest mit jedem Bissen, den Du teilst, auch Nachrichten übermitteln – das wäre Trophallaxis für Menschen!

Spannende Beispiele

Eine Camponotus lateralis Arbeiterin füttert eine Larve (Trophallaxis)
Camponotus lateralis Arbeiterin füttert eine Larve (Trophallaxis)
  • Bei Honigbienen teilen die Sammlerinnen ihren kostbaren Nektar mit den Stockgenossinnen [4].
  • Ameisenlarven werden durch Trophallaxis von erwachsenen Arbeiterinnen gefüttert [5].
  • Termiten nutzen Trophallaxis sogar, um lebenswichtige Darmmikroben auszutauschen, die ihnen helfen, Holz zu verdauen [6].

Was können wir davon lernen?

Trophallaxis zeigt uns, wie wichtig Zusammenarbeit und Teilen in einer Gemeinschaft sind. Diese kleinen Insekten haben ein System entwickelt, das ihre gesamte Kolonie versorgt und am Leben erhält.


Quellen

[1] Hölldobler, B., & Wilson, E. O. (1990). The Ants. Harvard University Press.
[2] Suárez, M. E., & Thorne, B. L. (2000). Rate, amount, and distribution pattern of alimentary fluid transfer via trophallaxis in three species of termites (Isoptera: Rhinotermitidae, Termopsidae). Annals of the Entomological Society of America, 93(1), 145-155.
[3] LeBoeuf, A. C., et al. (2016). Oral transfer of chemical cues, growth proteins and hormones in social insects. eLife, 5, e20375.
[4] Winston, M. L. (1987). The Biology of the Honey Bee. Harvard University Press.
[5] Cassill, D. L., & Tschinkel, W. R. (1995). Allocation of liquid food to larvae via trophallaxis in colonies of the fire ant, Solenopsis invicta. Animal Behaviour, 50(3), 801-813. [6] Nalepa, C. A., Bignell, D. E., & Bandi, C. (2001). Detritivory, coprophagy, and the evolution of digestive mutualisms in Dictyoptera. Insectes Sociaux, 48(3), 194-201.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert